19. Polnisch-österreichisches Germanistentreffen, 19.-21. April 2010
Zwischen Aufbegehren und Anpassung – poetische Figurationen von Generationen und Generationserfahrungen in der österreichischen Literatur
VeranstalterInstitut für Germanische Philologie, Lehrstuhl für Österreichische Literatur und Kultur
Österreichisches Kulturforum Warschau
Österreich-Bibliothek Poznań
Call for papers
Das Echo des 40. Jahrestages von 1968 ist kaum noch vergangen und doch war es nur eine der Zäsuren, die im vergangenen Jahrhundert eine Generation gewaltig zur Sprache kommen ließ. Rebellischer Aufbruch, Negation aller Werte, heftiges Aufbegehren gegen das gesellschaftlich vorprogrammierte Schicksal – was bleibt davon, wenn Reflexionen darüber angestellt werden? Wenn Erfahrung, sozial-kultureller Wandel oder auch Alter die einstigen Werte relativieren? Verweigerung? (Selbst)Isolation? Resignative Anpassung? Steht auf dem Spiel nicht stets die eigene Identität?
Die literarische Gestaltung von Stimmungen der Generationen, ihren emotional-affektiven Erfahrungen wird durch die jeweils geltenden ästhetischen Konzepte gefiltert. Auch der Erzähler kann oder will Erlebnisse nicht immer unmittelbar ausdrücken, sondern pflegt mitunter eine Ästhetik der Distanz, die sich bis zu gefühlloser Passivität steigern kann. Das Bedürfnis nach dem Selbstverstehen wie nach dem Verstehen der Welt zwingt ihn, seine soziale Konstituierung, Normalitätsannahmen und Wissens- und Erfahrungsgrenzen zu thematisieren. Die Tagung beabsichtigt, den sich dabei kristallisierenden Wahrnehmungen und Textpraktiken nachzuspüren. Wie unter den Zeitbedingungen diverse Generationserfahrungen literarisch gestaltet, welche Wertkonzepte ent- (bzw. verworfen) und über welche Erzählinstanzen sie an den Leser vermittelt werden, wie diese Infragestellungen ästhetisch oder anthropologisch zu bewerten sind, soll auf der Konferenz untersucht werden.
Wir freuen uns auf Beiträge, die sich theoretisch reflektiert mit textuell vermittelten Prozessen generationsbedingter Dynamik auseinandersetzen,
Beiträge, die fragen, inwiefern es literarischen Texten möglich ist, ihre Leser zu affizieren, inwiefern Literatur in dem generationsbedingten Kontext überhaupt zu erregenden Effekten oder gar Handlungen führt,
Beiträge, die untersuchen, wie Generationserfahrungen in der österreichischen Literatur ästhetisiert und diskursiviert werden, welche künstlerische oder philosophische Auseinandersetzung mit den Erfahrungen geleistet wird,
Beiträge, die an konkreten Textbeispielen zeigen, wann und warum Aufbegehren und Anpassung getrennt oder zusammen auftreten, inwiefern sie Ausdruck einer bestimmten Geisteshaltung sind, wie damit ein bestimmtes literarisches Programm bedient wird und wie unter den konkreten gesellschaftlichen Bedingungen darauf reagiert wird.
Nebenbei, aber nicht am Rande bemerkt: die Tagung reiht sich in die 40-jährige Tradition des bilateralen, polnisch-österreichischen Germanistendialogs ein, an dem sich unterdessen die dritte Generation der ForscherInnen beteiligt. In diesem Sinne bildet sie selbst zweifellos ein generationsübergreifendes Ereignis, das, so hoffen wir, nicht nur seines reifen Alters wegen entsprechend gewürdigt und weiter entwickelt sein sollte.
Die Ergebnisse des Symposions sollen anschließend im Tagungsband veröffentlicht werden.
Es stehen insgesamt 26 Plätze für die Teilnahme an der Tagung zur Verfügung (13 für polnische, 13 für österreichische LiteraturwisenschaftlerInnen). Alle Interessierten bitten wir um Angebote für Tagungsbeiträge mit einem kurzen Exposé und einer Kurzvita bis zum 30. September 2009.
Prof. Dr. Stefan H. Kaszyński
Dr. Joanna Drynda
Nachfragen und Anmeldungen:
Dr. Joanna Drynda
Instytut Filologii Germańskiej UAM
Zakład Literatury i Kultury Austriackiej
Al. Niepodległości 4
PL 61-874 POZNAŃ
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